Donnerstag, 16. August 2007

Morgens halb sieben in Darmstadt

Wenn man in zwei Tagen eine größere Reise antritt, gibt es Millionen Dinge, an die man denken und tausend Dinge, die man noch erledigen muss. Und trotzdem quetscht man sich noch möglichst viele mehr oder minder wichtige Termine in diese Woche, damit der Stress auch richtig ausgekostet werden kann. Also bin ich heute morgen zu unmenschlichen Zeiten aus dem Bett gekrochen und zu meinem Arzt nach Darmstadt gepilgert, um den schon lange vor mir hergeschobenen Check-up durchführen zu lassen. Ohne Termin und reichlich verschlafen stehe ich vor der noch geschlossen Praxistür und stelle fest, das die Öffnungszeiten, die auf der Webseite des Arztes stehen, nicht mit denen auf dem großen Schild am Eingang übereinstimmen. Da es aber noch zu früh ist, um die Wartezeit mit einer ausgeprägten Shoppingtour zu überbrücken, begebe ich mich schlaftrunken ins nächste Cafe und bestelle erst einmal den größten Milchkaffee, den die amerikanische Kaffeekette zu bieten hat.

Bewaffnet mit einem Grand Café Latte oder wie sich das hellbraune Gebräu in meiner Hand nennt, setzte ich mich auf eine Bank in die Darmstädter Innenstadt und stelle fest, dass es durchaus nette Seiten hat, morgens früh aufzustehen. Man kann nämlich allerhand interessante und lustige Leute beobachten. Klar geht das nachmittags auch, vielleicht sogar noch besser - aber morgens haben sie alle noch diesen halb verschlafenen Blick und jeder hängt noch ein wenig seinem letzten Traum oder zumindest dem Gefühl des wohlig-warmen Bettes hinterher. Mache schlendern gemütlich Richtung Bus oder Bahn, andere hetzen mit permanentem Blick auf die Armbanduhr zur Arbeit. Wieder andere setzen sich wie ich mit ihrem Kaffee auf die nächste Bank und schauen der Stadt beim langsamen Erwachen zu. Wenn sich dann noch die ersten Sonnenstrahlen durch die Häuserwände stehlen, könnte man sogar dazu verführt werden, zu denken, Darmstadt sei gar nicht so hässlich wie man immer angenommen hat. Aber da dieser Gedanke dann doch nur durch die morgendliche Melancholie hervorgerufen wird, schlürft man ganz schnell den letzten Schluck Kaffee aus dem Pappbecher und schlendert koffeingestärkt Richtung Arztpraxis, um sich wieder dem Alltag hinzugeben.

Daheim angekommen stellt man dann fest, dass es wirklich viele Vorteile hat, sich morgens aus dem Bett zu quälen. Denn bis elf Uhr hatte ich schon alle Dinge erledigt, die auf meiner To-Do-Liste des heutigen Tages standen. Und so bleibt sogar noch ein bisschen Zeit, einen Blogeintrag zu schreiben. Ich sollte meine Schlafgewohnheiten vielleicht überdenken.